Störungen gezielt erkennen

28. Juni 2013

Prozessleitsystem für Kläranlagen genehmigt – Ausbau der Niederauer Straße in Unterneuses

Obermain Tagblatt publiziert: 26.06.2013 Bericht von Mario Deller

Das Hochwasser, dessen Auswirkungen sich in der Region zum Glück in Grenzen hielten, ist Vergangenheit, doch der Ebensfelder Gemeinderat hatte sich bei seiner Sitzung am Dienstagabend auf anderer Ebene mit dem nassen Element zu beschäftigen. Es ging um die Installierung eines technischen Systems für die Abwasseranlage, um Störungen gezielt und schnell erkennen zu können.

Die gesamte Fernwirktechnik und Datenaufzeichnung entspricht schlichtweg nicht mehr dem Stand der Technik, sagte Bürgermeister Bernhard Storath. Er erklärte, warum es nicht nur sinnvoll, sondern regelrecht notwendig ist, die Außenbauwerke im Gemeindegebiet – sprich die Kläranlagen, Pumpwerke, Hebeanlagen und Regenüberlaufbecken in allen Ortsteilen - an in ein in der Kläranlage Ebensfeld zu installierendes Prozessleitsystem „fernwirktechnisch anzubinden“.

Bisher nur Insellösungen

Vor der Beschlussfassung konkretisierte der Bürgermeister den Handlungsbedarf: In manchen der durchgängig bisher als Insellösungen konzipierten Außenwerke wurden von vornherein keine Störmelde-Alarmierungen vorgesehen – und dort, wo welche installiert wurden, sind diese entweder bereits defekt oder nicht mehr in Betrieb.

Natürlich nimmt bei einem für die Gemeinde und ihre Bürger so wichtigen Konstrukt wie dem Abwassersystem der Faktor Zeit im Falle von Störungen eine elementare Rolle ein. Je schneller ein Fehler gefunden wird, desto so schneller kann er behoben werden. Eine fernwirktechnische Anbindung der Außenbauwerke mit dann zentraler Steuerung, Protokollierung und Störmeldealarmierung und –archivierung verkürzt die Reaktionszeit bei Betriebsstörungen erheblich.

Kosten in Höhe von 290 000 Euro

Das Gremium beschloss letztlich mit 18 zu zwei Stimmen die fernwirktechnische Anbindung, deren Gesamtkosten sich nach dem vorliegenden Entwurf auf rund 290 000 Euro belaufen. Dem Beschluss zufolge werden die Außenbauwerke unter Berücksichtigung der Haushaltslage in den kommenden vier Jahren sukzessive an das System angeschlossen. Den Auftakt machen dabei die Anlagen in Ebensfeld und Draisdorf, was einem Kostenvolumen von rund 57 000 Euro entspricht.

Sicher ist dies zwar noch nicht, aber aller Voraussicht nach wird die wohl unausweichliche Modernisierung des Kläranlagensystems über Verbesserungsbeiträge finanziert werden. Laut Bürgermeister Storath habe eine Nachfrage beim Gemeindetag ergeben, dass die Kosten umlagefähig sind.

„Schneckenpresse“ testen

Darüber hinaus hob Storath auch die Vorzüge der in der Ebensfelder Kläranlage derzeit testweise erprobten „Schneckenpresse“ hervor. 40 Kubikmeter Klärschlamm können damit auf ein bis zwei Kubikmeter komprimiert werden. In Bad Staffelstein habe man bereits positive Erfahrungen gesammelt mit einer solchen Maschine, die die Entsorgung erleichtert, zudem könne der entwässerte Schlamm auch als Brennstoff verwertet werden. Das Gremium wird sich nun in nächster Zeit diesbezüglich beratschlagen.

Der notwendige Ausbau der Niederauer Straße in Unterneuses beschäftigte des weiteren das Gremium. Allein schon aus Verkehrssicherheitsgründen ist es geplant, die Niederauer Straße von der Einmündung in die Staatsstraße 2197 bis zur Einfahrt zur Bäckerei Schedel zu verbreitern und auszubauen. Vorgesehen ist eine Verbreiterung der Fahrbahn auf 6,5 Meter und die Anlage eines Gehweges mit einer Breite von 1,5 Metern auf der Südseite der Straße.

Straßenverbreiterung

Was die unvermeidliche Straßenverbreiterung betrifft, herrschte Einigkeit im Gremium. Einige Gemeinderäte wie Hauke Petersen oder Gerhard Elflein meinten aber, dass ein Gehweg au der genannten Zufahrtsstraße überflüssig sei. „Zu Fuß geht doch da eh keiner hin“, vertrat Petersen die Ansicht, dass wohl auch die Bäckereikunden entweder das Auto oder das Fahrrad benutzten. Vor diesem Hintergrund wurde auch diskutiert, ob nicht ein bordsteinloser Geh- und Radweg sinnvoller sei, weil sonst die Lkws zum Ausweichen ständig über die Bordsteine führen.

„Wir können ja den Bebauungsplan beschließen und dennoch parallel eine Alternative zum vorliegenden Entwurf ausarbeiten“, schlug Bürgermeister Storath eine Lösung vor, die alle Möglichkeiten offen ließ. Dem schloss sich das Gremium an und segnete den Bebauungsplan einstimmig ab.

Jugendbegegnungsstätte

Heftig diskutiert wird in Döringstadt die künftige Nutzung der Jugendbegegnungsstätte. Nun geht der Entscheidungsprozess in die heiße Phase. Mit Schreiben vom 1. Juni hatte Gemeinderat Dietmar Mayer offiziell angeregt, die Jugendbegegnungsstätte einer gemeindlichen Nutzung für Jugendliche, Jugendgruppen, Vereine und die Döringstadter Bürger zuzuführen und beantragt, darüber zu beraten. In der Sitzung wies Bürgermeister Storath nochmals auf die Ortsversammlung hin, die am Dienstag, 2. Juli, um 19.30 Uhr in der Gastwirtschaft Senger in Döringstadt stattfindet. Die Einwohner des Ortes, denen hier die Möglichkeit eingeräumt wird, sich aktiv zu Wort zu melden, seien hierzu herzlich eingeladen.

Die über den Bildschirm flimmerten Bilder der Flutkatastrophe in Passau oder Deggendorf lassen auch die Kommunen hierzulande nachdenklich werden und werfen die Frage nach dem Handlungsbedarf vor Ort auf. Im Ebensfelder Gemeinderat wird nun diskutiert, ob zum Zwecke der langfristigen Verbesserung der Hochwasserschutzes nicht ein verschiedene Hochwasserereignisse simulierendes und die Verhältnisse vor Ort berücksichtigendes dreidimensionales „Niederschlag-Abfluss-Modell“ entwickelt werden soll. Demnächst, ließ Storath hierzu wissen, werde der Gemeinde das Modell vorgestellt. Auch auf den Kostenaspekt ging der Bürgermeister kurz ein. Beispielsweise für den Kelbachgrund koste das Projekt 30 000 Euro, wobei allerdings in Höhe von 75 Prozent gefördert werde.

Unter „Sonstiges“ kündigte der Bürgermeister ferner den Beginn der Arbeiten zur Dorferneuerung in Sträublingshof in der kommenden Woche an.

Von unserem Mitarbeiter

Mario Deller

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