Die Teilung rückt immer näher

28. Juni 2013

Wenn die ICE-Neubaustrecke 2017 in Betrieb geht, ist Ebensfeld ein geteiltes Dorf – Schallschutz

Obermain Tagblatt publiziert: 27.06.2013 von unserem Mitarbeiter Klaus Oelzner

Animation: Oelzner

Die Arbeiten an der ICE-Neubaustrecke gehe in großen Schritten voran. Für die Planer der DB-Projektbau und ab 2014 die bauausführenden Firmen steht jedoch noch eine Herkulesaufgabe bevor: Die Anbindung der Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt an die 1846 in Betrieb genommene Bestandsstrecke der früheren Ludwigs-Süd-Nordbahn Bamberg-Lichtenfels-Hof/Saale.

Zwischen Hallstadt (Stadtgrenze zu Bamberg) und Ebensfeld soll die bestehende zweigleisige Strecke auf vier Gleise erweitert werden. Der 22 Kilometer lange Planungsabschnitt (davon 18 Kilometer Ausbaustrecke) ist der nördlichste Teil der in Nürnberg beginnenden Projektierung, die – zunächst hinter Ebensfeld in nordöstliche Richtung abzweigt, das Maintal auf einem Damm durchquert und im Tunnel Eierberge verschwindet. Der ersten von 25 Tunnelröhren bis zum 107 Schienenkilometer entfernten Eisenbahnknotenbahnhof Erfurt.

Wie Projektleiter Dieter Thormann im Pressegespräch erläuterte, erfolgt der viergleisige Ausbau abschnittsweise. Für die 12 500 Meter im Bauabschnitt Hallstadt-Zapfendorf läuft in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und betroffenen Einwohnern zur Zeit das Planfeststellungsverfahren. Mit der öffentlichen Auslegung der Unterlagen ist im Herbst dieses Jahres zu rechnen, bevor die Planer klärende Gespräche mit Betroffenen suchen.

Der Baubeginn des Abscnitts Hallstadt-Breitengüßbach ist für 2017 vorgesehen. Hier werden Bestands- und Ausbaustrecke getrennt. Sich ergebende Engpässe für hier parallel laufende Schiene-Autobahn-Staatsstraße-Mainbett werden mit Verlegung der Mainschleife Ebing sowie neuem Verlauf der Staatsstraße 2197 beseitigt.

Verlegung der Mainschleife

Anfang 2014 wird mit den Gleisbauarbeiten im Abschnitt Unterleiterbach-Ebensfeld begonnen. „Für den 9500 Meter langen Bauabschnitt ist das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und die Bauplanungen einschließlich Verlegung der Mainschleife weit fortgeschritten“ stellte Projektpressesprecher Frank Kniestedt fest.

Baubeginn ist in Unterleiterbach vorgesehen. Dort entstehen ein Überholbahnhof und ein ferngesteuertes elektronisches Stellwerk. Ebensfeld bekommt einen neuen, von Schallschutzeinrichtungen eingerahmten Haltepunkt mit veränderten Zugängen. Nördlich davon teilt sich der Streckenverlauf. Die jetzt befahrene Bestandsstrecke führt weiter in nordöstliche Richtung durchs Maintal bis nach Hof. Die zweigleisige Neubaustrecke zweigt zum Tunnel Eierberge in Richtung Norden nach Erfurt ab.

„Für die vorgesehenen Veränderungen im 22-Kilometer-Abschnitt müssten wir sieben bis acht Jahre Bauzeit vorsehen. Die Arbeiten sind sehr anspruchsvoll“ weiß Thormann.

Kein Halt am ICE-Bahnhof Lichtenfels

Das Problem wird mit einer mehrmonatigen Totalsperrung zwischen Bamberg-Bad Staffelstein-Lichtenfels – aus heutiger Sicht ins Jahr 2016 verschoben – gelöst. Dann müssen Fernverkehrszüge weiträumig (über Würzburg/Erfurt) umgeleitet und der ICE-Bahnhof Lichtenfels nicht mehr angefahren werden. Inzwischen sind zur termingerechten Erreichung der Bauziele „Arbeiten unter rollendem Rad“ unerlässlich. Da kann es immer wieder mal zu Nacht- und Streckensperrungen kommen.

Vier jetzt schrankengesicherte höhengleiche Bahnübergänge (Kemmern, Ebing, Zapfendorf Süd und Nord) sind für den Schnellverkehr nicht mehr tragbar. Sie müssen verschwinden und durch Brückenbauwerke ersetzt werden. Insgesamt sind 16 neue Eisenbahn- und zwölf Straßenbrücken erforderlich. Streckenweise sind jetzt genutzte Gleise nördlich oder südlich zu verschieben.

Bis zu drei Meter hohe Wände

Besonderen Wert legen die Planer auf umfassenden Lärmschutz für Anlieger nach den gesetzlichen Bestimmungen. Es entstehen 7700 Meter Schall absorbierende Schutzwände entlang der Trasse und bis zu drei Meter hohe Mittelwände zwischen den Gleisen besonders im Haltebereich des Nahverkehrs. Mit Gummiunterlage „besohlte Schwellen“ sollen im bebauten Bereich zusätzlich zur Minderung störender Fahrgeräusche beitragen. Die Mainschleifenverlegung bei Ebing erfolge in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden. Der bisherige Flusslauf bleibe als Altarm erhalten und weiterhin mit dem Flussbett verbunden.

Im Bahnhofsbereich Breitengüßbach entsteht für Interessierte (zusätzlich zum Tunnel Eierberge und zum Tunnel Feuerfelsen) bis Herbst 2013 ein Informationspunkt mit festen Öffnungszeiten.

Zehn Milliarden Euro-Projekt

Laut Planungen wird die Neubaustrecke Ende 2017 in Betrieb gehen. Im Mischbetrieb mit bis zu 300 Stundenkilometer schnellen ICE-Triebwagen und langsamer fahrendem Güterzugverkehr. Vorher sind mehrere Schritte zur Dokumentation, Zertifizierung (nach europäischem Recht) und ab Ende 2016 Testfahrten zur Erlangung der endgültigen Betriebsgenehmigung für das zehn Milliarden-Projekt Neu- und Ausbaustrecke zu durchlaufen.

Von unserem Mitarbeiter

Klaus Oelzner

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